Super Sonntag vom 14.11.2004

Pressebeitrag Super Sonntag
 

Sparkassenchef Hans Herbst, der Autor der Chronik, Bernhard Gremler, Oberbürgermeister Helmut Rieche und Sparkassenvorstand Axel Lueg (von links) präsentieren die Chronik zum Weinbau in der Region Bernburg.

Foto: Bergemann

 



Chronik zum Weinbau in der Region Bernburg

Lebt denn der "Blaue Bernburger"® noch?

Die Sparkasse hat erneut eine Chronik zur Heimatgeschichte herausgegeben.

Bernburg (red). Bisher wurden einige Chroniken in Broschürenform über die Geschichte von Städten und Gemeinden des Landkreises veröffentlicht. In diesem Jahr wurde von der Sparkasse keine Chronik über einen speziellen Ort, sondern zu einem besonderen Thema herausgegeben. Im aktuellen Heft wird der historische Weinbau im Landschaftsgebiet von Bernburg an der unteren Saale näher beleuchtet. Autor ist der bekannte Heimatforscher Bernhard Gremler.
Er fand heraus, dass sich die Geschichte des Weinbaus in der Region Bernburg bis ins Jahr 973 zurück verfolgen lässt. Kaiser Otto II unterzeichnete seinerzeit eine Urkunde über den Gütertausch von Weinbergen/Weingärten bei Schackstedt und Alsleben. Damit wurde in unserem Gebiet rund 30 Jahre eher mit dem Weinbau begonnen, als in solch bekannten Gegenden an der Unstrut oder in Freiburg. Der Weinbau entwickelte sich über die Jahrhunderte sehr gut, bis es zur fast vollständigen Zerstörung der Weinberge im 30-jährigen Krieg kam. Nur im unmittelbaren Raum Bernburg kam der Weinbau wieder zur Blüte, weil sich das anhaltinische Fürstengeschlecht sehr um eine Wiederbelebung bemühte. Im Jahre 1777 begann dann das bekannteste Kapitel in der Geschichte des Weinbaus. Der Apotheker Ludwig Bernhard Schulze führte eine Rebsorte ein, die bald als der "`Blaue Bernburger´® Wein" bekannt wurde. Er zeichnete sich durch robuste Wuchsfreudigkeit, solide Ertragssicherheit und natürliche Resistenz gegenüber Schädlingen und Pilzbefall aus. Bis ins 19. Jahrhundert hinein feierte der "Blaue Bernburger"® große Erfolge und erfreute sich wachsender Beliebtheit.
Das Ende des Weinbaus in unserer Region kam schleichend. Durch den Zusammenschluss mehrerer Länder in Zollvereinen und das rasant wachsende Schienennetz, wurde die Einfuhr von Importweinen immer preiswerter und nach und nach wurde der "Blaue Bernburger"® verdrängt. Die letzten Weinberge schlossen 1905 in Aderstedt und 1906 in Alsleben. Damit fanden über 930 Jahre gewerblicher Weinbau ihr Ende. Geblieben sind zahlreiche Straßen-, Flur- und Landschaftsnamen, die an die vergangene Zeit erinnern.
Und der "Blaue Bernburger"®? Auch er hat überlebt. In Privatbesitz wächst er noch heute auf einigen Grundstücken im Raum Bernburg. Die Nachfrage nach diesen Rebstöcken steigt. Das Interesse einiger Enthusiasten oder besonders heimatverbundener Einwohner wächst. Sparkassenchef Hans Herbst hat sogar die Vision, wieder einen Weinberg mit "Blauem Bernburger"® aufzureben. Wer weiß, vielleicht steht der lokalen Rebsorte wieder eine goldene Zukunft bevor und der Landkreis hätte eine weitere Attraktion zu vermarkten.